Insgesamt vier StipendiatInnen aus Indonesien, den Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam wurden für einen dreimonatigen Aufenthalt in LIA ausgewählt
Zum zweiten Mal schrieben das Goethe-Institut und LIA Leipzig International Art Programme, ein Stipendium für Künstler aus dem pazifischen Raum aus, diesmal für die Länder Indonesien, die Philippinen, Singapur und Vietnam.
Wir bedanken uns bei allen teilnehmenden KünstlerInnen für das große Interesse am Pazifik-Leipzig-Call mit über 200 Bewerbungen. Wir freuen uns, hiermit die PreisträgerInnen des Pazifik-Leipzig Stipendiums des Goethe-Instituts für den Zeitraum November 2020 bis November 2021 bekannt zu geben:
- Haryo Hutomo – Indonesien
- Cris Mora – Philippinen
- Jevon Chandra – Singapur
- Nguyen Thi Thanh Mai – Vietnam
- Tuan Mami – Vietnam
- Harit Srikhao – Thailand
- Orawan Arunrak – Thailand
Großen Dank allen Kooperationspartnern des Goethe-Instituts:
Wilfried Eckstein (Goethe-Institut Vietnam)
Ingo Schöning (Goethe-Institut Indonesien)
Angela Sonico (Goethe-Institut Philippinen)
Han-Song Hiltmann (Goethe-Institut Singapur)
Herzlichen Dank auch an unsere Jurymitglieder:
Manon Bursian (Stiftungsdirektorin der Kunststiftung Sachsen-Anhalt)
Ludwig Koehne (Kunstförderer, Geschäftsführer Kirowwerk / Kirow Ardelt GmbH Leipzig)
Veronika Radulovic (Künstlerin und Kuratorin, Berlin)
Julia Schäfer (Kuratorin der Galerie für zeitgenössische Kunst, GfzK Leipzig)
Silke Wagler (Kunsthistorikerin, Leiterin des Kunstfonds, Staatliche Kunstsammlungen Dresden)
Das Stipendium umfasst einen dreimonatigen Aufenthalt im LIA und eine monatliche Zahlung von 1000 € sowie die Übernahme der Reisekosten. Alle StipendiatInnnen erhalten zudem die Möglichkeit, in der Künstlerwerkstatt Vlado & Maria Ondrej – Atelier für zeitgenössische Radierung eine Druckgrafik anzufertigen, die Teil einer Print-Edition wird und als internationale Wanderausstellung gezeigt werden soll.
Über die KünstlerInnen:
Indonesien – Haryo Hutomo
Die Phillipinen – Cris Mora
Cris Mora (* 1984 in Manila) ist ein philippinisch-kanadischer Künstler und Kulturarbeiter. Er wurde 1984 in Manila geboren und zog im Alter von vier Jahren nach Toronto. Mora studierte Malerei, Zeichnung, Druckgrafik und Fotografie an der University of Western Ontario in Kanada. Neben seiner Kunstpraxis ist Mora auch ein erfahrener Kulturarbeiter. Er hat als Registrar für die Newzones Gallery gearbeitet, eine kommerzielle Galerie in Kanada, als Ausstellungsdesigner des Singapore Tyler Print Institute und als Schätzer für Momart, ein in London ansässiges Kunstlogistikunternehmen. Mora hat in Kanada, Singapur und auf den Philippinen ausgestellt. Derzeit lebt und arbeitet er in Manila, wo er sich auf kulturelle Spurensuche begeben hat, um das Philippinische zu erkunden und verstehen zu lernen, warum seine Eltern von dort nach Kanada emmigrierten. Dabei geht es auch um das Verstehenwollen des “kollketiven Traumas” vieler Filippinos, die täglich mit Problemen wie Korruption, staatlicher Gewalt und städtischem Verfall konfrontiert sind und eine wichtige Ursache für den Exodus aus dem Land darstellt. Cris Mora verwendet in seiner Arbeit vor allem gefundene Materialien, die oft mit gesellschaftspolitischer Bedeutung aufgeladen sind. Neben dem Thema des “Philippinischen” beschäftigt er sich auch mit hybriden Identitäten, in Reflexion seines eigenen multikulturellen Backgrounds, der auch deutsche Wurzeln hat: Cris Großvater namens Fritz Falek emmigrierte einst selbst auf die Philippinen und heiratete dort eine Einheimische. Auf seinen Spuren erhofft Cris sich ein Verständnis der deutschen materiellen Kultur zu entwickeln. Aus philippinischen und deutschen Objekten, Textilien und Bruchstücken sollen Skulpturen, Assemblagen und Installation ventstehen, um seiner Ahnenforschung und der Erforschung von Hybridität eine Form zu geben.
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Singapur – Jevon Chandra
Jevon Chandra (* 1991 in Singapur) ist Künstler, Sounddesigner und Kulturschaffender. Seine künstlerische Praxis lässt sich von therapeutischen und Peer-Beratungsansätzen inspirieren und versucht dabei einzuschätzen, welche (Falsch-)Übersetzungen zwischen Denken, Theorie und Praxis auftreten und die manchmal in Akten der Fürsorge, Sinnfindung und des Glaubens erkennbar sind. Als Kulturschaffender verbringt er seine Zeit mit führenden gemeinschaftsorientierten Aktivitäten, dem Erstellen von Kontaktprogrammen und dem Entwerfen von Broschüren für das Kunstpublikum. Er ist Teil des sozial engagierten Kunstkollektivs Brack, mit welchem er seine Anliegen und Projekte auch in Form von Workshops und öffentlichen Interventionen umsetzt, um eine Ethik der Versammlung, der Polytemporalität und einer anderen Zentriertheit zu skizzieren. In Leipzig will sich Jevon Chandra auf sein Projekt „Be Still, My Soul” konzentrieren, das sich mit Glauben, Krise und Bedeutung auseinandersetzt und auf das deutsche Kirchenlied „Stille, meine Wille, dein Jesus hilft siegen” Bezug nimmt, welches für Jevon von persönlicher Bedeutung ist. Die Erkundung der deutschen Kirchenmusik-Tradition sowie der besonderen Rolle der Kirche in der DDR wird dabei eine wichtige Rolle spielen, ebenso wie die grundlegenden Fragen: Was formt den Glauben? Was verehren wir? Wie praktizieren wir religiösen oder sonstigen Glauben – was ist eigentlich Praxis?
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Vietnam – Nguyen Thi Thanh Mai
Die Arbeit der vietnamesischen Künstlerin Ngyuen Thi Thanh Mai (*1983 in Ha Tai / Hanoi), lebt und arbeitet in Hue, Vietnam, untersucht die kulturelle und sexuelle Identität und befasst sich mit Fragen der Herkunft, Zugehörigkeit und Migration. In Hue leben die meisten Menschen immer noch auf traditionelle Weise. Frauen müssen in das traditionelle Stereotyp der Hausfrau passen, gehorsam, leise, sanft und treu zu sein. Sexualität ist in dieser Gesellschaft ein Tabuthema. In der Schule und im Privaten gibt es nur eine sehr begrenzte Sexualerziehung, was bedeutet, dass insbesondere Mädchen ihren eigenen Körper alleine entdecken müssen. All dieser soziale Druck erzeugt bei vielen Frauen ein irrationales Gefühl von Angst und Unbehagen gegenüber dem eigenen Körper. Viele Frauen aus Mais Generation teilen die gleichen Gefühle und können kaum offen über Ängste und Wünsche sprechen. Nguyens Werke, insbesondere ihre zahlreichen Installationen, in denen verschiedene Medien zum Einsatz kommen, zeigen eine konsequente Auseinandersetzung mit den Tabuthemen Sexualität und Weiblichkeit sowie mit der Beziehung zwischen Körper, Gedächtnis und Gewalt, sowie neuerdings auch den Themen Migration und nationale Identität. Der Begriff des Kampfes und die Aufmerksamkeit für die schwierigen und unterdrückten Gefühle sind dabei von zentraler Bedeutung für ihre Praxis.
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Tuan Mami – Vietnam
Als Künstler ist Tuan Mami an fortlaufenden Experimenten interessiert, um neue Konzepte von Interaktion und Austausch zu schaffen und zu erforschen. Seine Arbeiten präsentieren oft eine Sichtweise in Form von zwei Seiten einer Münze; eine, die den Zustand unserer Begegnungen miteinander analysiert, was oft eine Kritik am gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft ist; die andere, die auf aktuelle Formen der Beziehung reagiert und versucht, diese zu verschieben oder zu verändern. Seine Arbeit beschäftigt sich mit Fragen über das Leben, den Sinn und die sozialen Interaktionen zwischen Menschen. Er rekonstruiert eine Situation, in die sie Menschen oder Objekte aus einer bestimmten Realität einbezieht, um mit mir in einen sozialen Prozess einzutreten und zu verwickeln. “Kunst ist wie ein Spiel”, das eine Sache in eine andere verwandelt, egal ob es sich um ein großes oder ein vernachlässigtes Thema handelt. Was ist Leben? Was ist Kunst? Was ist das Kunstwerk? Wer ist der Künstler? … Er betrachtet das Kunstmachen als eine Möglichkeit, die Wahrnehmung herauszufordern, mit den schnellen Veränderungen im Leben zu arbeiten und ihnen zu folgen. Er fordert sich selbst heraus, andere Seiten der Dinge zu sehen und Beziehungen zwischen Leben und Kunst zu finden. Seine Arbeiten sind ortsspezifisch, und rekonstruktive Konzepte. Er wird von der Realität beeinflusst und hinterfragt sie: was sollen wir denken, um uns in das Ganze einzufügen? Er will eine komplexe Korrelation zwischen menschlichem Verlangen und natürlicher Ressource rekonstruieren.
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Harit Srikhao – Thailand
Harit Srikhao begann mit dem Fotografieren, als er noch sehr jung war. Er wurde ausgewählt am Angkor-Fotoworkshop von Magnum Photos teilzunehmen, als er in der High School war. Nach seiner Rückkehr nach Thailand begann er seine erste Serie, indem er zu der Route zurückkehrte, auf der er sich in der Nacht der militärischen Niederwerfung 2010 verlaufen hatte. Seine erste Einzelausstellung hatte er in Bangkok, als er erst 19 Jahre alt war. Darüber hinaus gewann er mehrere Preise, darunter den des Young Portfolio of Invisible Photographer Asia, den Young Thai Artist Award, sowie den zweiten Preis des Gomma-Stipendiums und den Foam Talents 2017. Sein erstes Buch, erschienen bei Akina, wurde für die Infinity Awards der ICP nominiert.
Danach absolvierte er seinen Master in Fotografie und Visuellem Design in Mailand und ein Praktikum in Berlin. Anschliessend kehrte er nach Bangkok zurück.
In Verbindung mit seinen künstlerischen Erforschungen und Tätigkeiten ist er als Modefotograf tätig.
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Orawan Arunrak – Thailand
Geboren 1985, Bangkok, Thailand Lebt und arbeitet zwischen Bangkok und Berlin Orawan Arunraks Arbeit ist größtenteils von ihrem Alltag inspiriert. Mit Werkzeugen wie Bleistift, Kugelschreiber, Papier, aber auch Fotografie und Internet schafft sie Arbeiten, die die Formen von Zeichnung, Malerei und Installation annehmen. Ihre Praxis zielt darauf ab, in einen Dialog mit den Bewohnern des Ortes zu treten, um den Raum von Kunst und Nicht-Kunst zu verschmelzen. Arunraks Arbeiten überschreiten immer wieder nationale, kulturelle und spirituelle Grenzen und untersuchen Ähnlichkeit und Unterschiedlichkeit innerhalb und zwischen verschiedenen Orten in Asien und Europa, wo sie in den letzten Jahren gelebt hat, und basierend auf den Beziehungen, die sie zu diesen Orten hat.
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